"Original Allisons" 

 

Es würde die Website sprengen, die Chronik der „Original Allisons“ (mit allen Mitgliedern, Engagements und Fakten) ausführlich darzustellen. Also beschränke ich mich auf die Eckdaten, stehe aber gerne für detaillierte Auskünfte zur Verfügung.

Die Allisons wurden 1887 von Otto Eimer (Onkel meiner Großmutter,

also mein Urgroßonkel) gegründet. Er wurde am 12.07.1868 in Berlin geboren. Angefangen hat er als Lehrling in der„Reinhold-Truppe“,

die er Anfang 1886 verließ, um sich mit seinen Kollegen

Adolf Barowski und Hermann Busch selbständig zu machen.

Zuerst nannten sie sich „Remies“(Eimer rückwärts gelesen),  

aber damals wie heute verkauft sich einausländischer Name besser.

Jeder von ihnen schrieb einen Namen auf einen Zettel und warf das Los in einen Hut. Mein Urgroßonkel hatte gerade einen Western gelesen und der Held hieß „Allison“, der Name gefiel ihm, er schrieb ihn auf seinen Zettel – und dieser wurde gezogen! Zu dieser Zeit kam auch sein Bruder Max zur Truppe, ebenso dessenTochter Erna.

Damals konnte man nicht auf so viele Erfahrungen im akrobatischen/

turnerischen Bereich zurückgreifen wie das heute möglich ist. Also mussten sie sich sehr viel selbst erarbeiten, ausdenken und ausprobieren. Und das haben sie auch geschafft!

Mittlerweile bestand die Truppe aus 9 Personen. Spezialisiert waren sie auf Ikarische Spiele und Parterre-Springen. Onkel Otto war der erste, der Ikarische Spiele auf „Lebenden Kissen“ aufführte (an Stelle des Piedestals mit Kissen/Couchinette trug ein Mensch den Untermann)!

Auch war in den dreißiger Jahren einer der ersten 3 Springer (weltweit) bei uns, der einen Rondat-Flickflack-Doppelsalto sprang! Auf 8m Teppich, egal ob Bühne oder Manege!

Ich weiß nicht, woher Onkel Otto sein Gespür für Gesundheit hatte, aber er legte Grundlagen für korrekte, knochenschonende Haltung beim Parterre-Springen, die bis heute Gültigkeit haben. Ebenso achtete er auf ein vernünftiges Aufwärmen, was sich stets bewährt hat und ich auch heute noch genauso befolge. Ein Professor für Sportwissenschaft hat 1999 exakt (wissenschaftlichbelegt) ein korrektes, richtiges Aufwärmen beschrieben – es war genau das, wasOnkel Otto eingeführt hatte!

Auch war es damals üblich (leider), mit Kindern (von 4 Jahren an) zu arbeiten. So etwas gab es bei Allisons nie, es stand nie ein Lehrjunge vor seinem 14.Lebensjahr auf der Bühne! Die Folge war, dass ein fester Stamm der Truppe 25-30 Jahre zusammenblieb. Fängt man nämlich mit harter, körperlicherArbeit zu früh an, sind die Knochen mit 25/30 im „Eimer“. Aber als Artist möchte man ja doch länger arbeiten, es ist ja unser Beruf.

Im 1.Weltkrieg wurde die Truppe auseinandergerissen, kam aber schnell wieder zusammen. Nun nannten sie sich erstmal  „Remies“, bis sie wieder die Qualität hatten, wofür der NameAllisons“damals schon bürgte.

Mein Großvater, Albert Gericke, war seit 1912 bei der Truppe und Onkel Ottos Nichte Marta kam 1915 dazu. Die beiden haben geheiratet und mein Großvater bekam die Truppenleitung übertragen (und auch das Namensrecht). Dieses ging später an meinen Vater,Fred Gericke, über und dann an mich. Übrigens, das „Original“ vor dem Namen ist nur eine Empfehlung eines Gerichts, weil verschiedene Kollegen wollten den Namen (haben aber alle Prozesse verloren).

Im 2.Weltkrieg war es schlimmer, einige Mitglieder überlebten nicht und der Neuanfang war schwer. Auch waren ja fast alle  

Auftrittsmöglichkeiten zerstört. Hinzu kam ein Auftrittsverbot für

Deutsche im Ausland. Die Truppe wuchs noch einmal auf 5 Personen an.

Mein Vater hat 1952 dann eine „Private“ geheiratet, Friedel, meine 

zukünftige Mutter. Sie hat eisern probiert und sich ihren Platz in der Truppe erarbeitet. 1962 starb mein Großvater und dann hörte auch meine Großmutter auf. Meine Eltern arbeiteten weiter, mit einem Lehrling. Er hörte 1965 auf und dann ging es zu Zweit weiter. 1971 stieg ich ein, 1981 meine damaligeFrau. Gina, meine Tochter,wurde 1984 geboren. Zu Viert haben wir noch bis 1987 gearbeitet, dann waren meine

Frau und ich alleine. Meine Großmutter starb 1989, mein Vater 1994 und 1995 kam die Scheidung von meiner Frau. Gina wollte bei mir bleiben und so habe ich alleine gearbeitet, mit Parterre-Springen und Jonglieren in einer Nummer! Nun zeigte auch Gina Interesse, also wurde

neben der Schule geprobt. Seit 1999 waren wir wieder ein Duo, die Tradition fortsetzend mit Ikarischen Spielen und Parterre-Springen!

 

OriginalAllisons“ - eine Darbietung wie es sie kein zweites Mal gab! Angefangen von ansprechenden Kostümen bis zur passenden Musik und einer Bühnenpräsenz, die heutzutage sehr selten ist, boten wir eine flotte Darbietung (ohne „Kunstpausen“). Akrobatik in verschiedenen Variationen (einzeln und zu zweit), Parterre-Springen und dann Antipoden als Einstimmung auf die Hauptarbeit, die Ikarischen Spiele. Gezeigt wurde nicht das Übliche, sondern in 3 Touren wurde ein Querschnitt präsentiert, was bei Ikarischen Spielen alles möglich ist.

Zu betonen ist, kein Trick wurde zweimal gezeigt, alles war verschieden!

 

Um in Cabarets nicht unbedingt die harte Arbeit zweimal aufzuführen

(für ein und denselben Gast), haben wir uns dann eine zweite Nummer zugelegt:

TheRuzzels“ - eine Jongleur-Darbietung mit dem etwas anderen Touch!

Basierend auf Swingmusik, elegantem Kostüm und der Hoffnung, dass nichts runterfällt, kommen3 Bälle und 3 Dominosteine (Zigarrenkisten) zur Geltung. Danach wurden 30 (!) Dominosteine (Zigarrenkisten) zwischen meiner Tochter und mir angebaut, abgesetzt, wieder

aufgenommen und Stück für Stück abgebaut.  

Kein technischer Trick – nur Übung!

 

Alternativ hatte meine Tochter eine eigene Jongleur-Darbietung:

GinaAllison“ - die jonglierende Putzfrau!

Auf der Bühne stand ein Tisch mit Jonglier-Requisiten, ein Stuhl und ein Paar Schuhe (wie in einer Garderobe). Dann kam die Putzfrau und fing an abzustauben. Neugierig greift sie die Bälle und versucht, zu jonglieren. Schließlich klappt es, dann folgt die Verwandlung zur Jongleuse mit 3 Keulen. Jetzt kam die Hauptarbeit mit 3 Zigarrenkisten. Zum Schluss die Rückverwandlung zur Putzfrau! Alles mit passender Musik untermalt und mit einem Augenzwinkern serviert.

 

Wenn auch die erwähnten Darbietungen z.Zt. nicht zur Verfügung stehen, sondern nur ich -RalphAllison – bedeutet eine weit über 125jährige Tradition mit dieser speziellen Arbeit nicht, verstaubt zu sein.

Man geht ja mit der Zeit, aber man muss nicht jede Mode mitmachen!

Frei nach Arthur Schopenhauer: „Das Publikum ist manchmal so einfältig, lieber das Neue als das Gute zu genießen!“

Aber unser Motto ist am Besten mit einem Spruch von Onkel Otto zu beschreiben:

Durch Geist und Fleiß zusammen halten,

kann man - trotz widriger Gewalten,

doch manches schön und neu gestalten,

Erreichtes lang und hoch erhalten!“